Was ist Radon?

Was ist Radon? Alles Wissenswerte über Radon Gas

radon
  • Radon: 222Rn, radioaktives Edelgas, Halbwertzeit 3,8 Tage ☢
  • Besondere Merkmale: Unsichtbares, farb-, geschmack- und geruchloses Gas
  • Vorkommen: nahezu überall im Boden, besonders viel in Radon-Risikogebieten
  • Gesundheitliche Auswirkungen: Ursache für Lungenkrebs, seltener Hautkrebs
  • Radon-Nachweis: Einfache Messung mit Radonmessgerät
  • Schutz vor Radon: manchmal mit einfachen Gegenmaßnahmen möglich

Radon ist ein radioaktives Gas, das sich völlig unbemerkt in sehr vielen Häusern anreichert. Die radioaktive Strahlung schädigt insbesondere das Lungengewebe. Radonbelastung hat wesentlichen Anteil an der Belastung von Menschen durch natürliche Radioaktivität.

Fakt 1: Die meisten Gebäude haben Radon in der Raumluft

  • Radon ist ein nahezu überall natürlich vorkommendes, radioaktives Gas.
  • Jedes Gebäude kann betroffen sein, egal ob Wohnhaus, Neubau, Altbau, Schule oder Lagerhalle.
  • Radon entsteht durch den Zerfall von Uran im Boden. Radon dringt über Ritzen und Spalten in die unterste Etage von Gebäuden (meist der Keller) ein und reichert sich in der Raumluft an.
  • Radon ist kein lokal oder regional begrenztes Problem von Risiko-Gebiete

Fakt 2: Radon ist unsichtbar und geruchlos

Es gibt keine sichtbaren Anzeichen für Radon in Gebäuden. Radon verhält sich so, als wäre es gar nicht da:
Radon verursacht keine Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, es hinterlässt auch sichtbaren keine Spuren. Es ist unsichtbar und geruchlos.

Muffiger Kellergeruch hat nichts mit Radon zu tun – Ursache für Kellergeruch sind Bakterien, die auf oder in feuchten Wänden Geruch verursachen. Kellergeruch erlaubt deshalb keine Rückschlüsse auf eine mögliche Radonbelastung.

Fakt 3: Radon ist die zweit-häufigste Ursache für Lungenkrebs.

  • Alle 5 Stunden stirbt in Deutschland ein Mensch an Lungenkrebs, der auf das Einatmen von radonhaltiger Raumluft zurückzuführen ist. Das sind etwa 30 % aller Lungenkrebsfälle oder ca. 2600 Tote pro Jahr[10].
  • Radon Gas ist instabil, es zerfällt radioaktiv. Beim Atmen gelangen radioaktive Partikel in der Lunge und bestrahlen diese: Radon und seine Folgeprodukte verursachen so Lungenkrebs, bevorzugt das „Kleinzellige Bronchialkarzinom“.

Fakt 4: Radon selbst messen ist einfach und kostengünstig

Eine Radonmessung können Sie ganz einfach selbst durchführen. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich.

1 Wählen Sie ein Radon Messgerät, das zu Ihnen passt. Bei Ihrer Auswahl hilft Ihnen dieser Radon-Messgeräte Vergleich.

2. Messgerät einschalten – nach kurzer Zeit wird die Radon-Konzentration angezeigt
Was bei der Messung zu beachten? Was bedeuten die Messwerte? Welche mögliche Gegenmaßnahmen sind ratsam? Im mitgelieferten Beiblatt ist dies erklärt. Sollten Sie Fragen haben, dann berate ich Sie gerne.

Weshalb ist Radon gefährlich?

Radon Test mit Geigerzähler
Nachweis radioaktiver Hausstaub mit Staubsauger und Geigerzähler

Der radioaktive Zerfall von Radon in der Raumluft erzeugt Haut- und Lungenkrebs. Die radioaktive Strahlung ist schmerzfrei und völlig unbemerkt, es entstehen keine Warnhinweise wie Kopfschmerzen oder Übelkeit. Über einen längeren Zeitraum kann die Strahlung aber Lungenkrebs, bevorzugt das “kleinzellige Bronchialkarzinom”, verursachen.

Radon verursacht bevorzugt Lungenkrebs

Radon Gas zerfällt unter Abgabe radioaktiver Strahlung. Dabei entstehen neue Elemente wie die radioaktiven Schwermetalle 218Polonium, 214Wismut und 214Blei. Diese verbinden sich mit dem schwebenden Hausstaub in der Raumluft. Einmal eingeatmet, verbleibt ein großer Teil des nun radioaktiven Hausstaubes in den Atemwegen, wo sich diese radioaktiven Zerfallsprodukte anreichern. Das Lungengewebe wird bestrahlt und geschädigt. An Lungenkrebs durch Radon sterben mehr Menschen als an Brustkrebs, Prostatakrebs und Dickdarmkrebs zusammen.[12]

Radon verursacht Hautkrebs

Erst seit Juni 2017 ist durch eine Schweizer Studie bekannt, dass Radon Gas das Risiko erhöht, an bösartigem Hautkrebs (malignes Melanom) zu erkranken.[11]

Die radioaktive alpha-Strahlung, die beim Zerfall von Radon entsteht, wirkt vergleichbar der ultravioletten (UV) Strahlung des Sonnenlichts hautschädigend. In einer Schweizer Studie wurden Zensusdaten (z.B. Wohnort), Todesursachen und die Messergebnisse von Radonmessungen miteinander vergleichen. Ein Ergebnis der Studie: Junge Menschen werden stärker geschädigt als ältere Menschen: Bei etwa 30-jährigen Menschen nimmt die relative Wahrscheinlichkeit an einem Melanom zu erkranken um durchschnittlich 50% pro 100 Becquerel/m³ zu. Bei 60-jährigen Menschen beträgt diese Zunahme noch 16 %.[11]

Raucher durch Radon besonders gefährdet

08-lungenschaedigend

Studien deuten darauf hin, dass eine erhöhte Radon-Konzentration in der Raumluft proportional das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken erhöht. Das ist fatal für Raucher:

Ist eine erhöhte Raumluft-Radioaktivität das Lungenkrebs-Risiko eines Nichtrauchers um zum Beispiel 30% erhöht, dann steigt das absolute Risiko des Nichtrauchers an Lungenkrebs zu sterben von ca. 1 % ( = natürliches Todesfall-Risiko durch Lungenkrebs) um 0,01 x 0,3 = 0,3 % auf 1,3 %.

Hat ein Raucher ein absolutes Lungenkrebs-Risiko von 30 % und kommt das Zusatz-Risiko von 30% durch Radon hinzu, dann steigt das Risiko des Rauchers von 30 % um 9 % auf 39 % (!).

In der Tabelle (nach Quelle[6]) ist das absolute Lungenkrebs-Risiko für Raucher und Nichtraucher gegenüber gestellt: Es ist deutlich zu erkennen, dass Raucher nicht nur ein wesentlich höheres Erkrankungsrisiko haben als Nichtraucher, sondern auch durch Radon wesentlich mehr geschädigt werden.

Läge des Rauchenskein Radon/ 0 Bq/m3Radon 800 Bq/m3
Lebenslange Nichtraucher0,4 %0,7 %
15-24 Zigaretten/Tag bis zum 30. Lebensjahr2,3 %3,7 %
15-24 Zigaretten/Tag bis zum 50. Lebensjahr4,3 %7,2 %
15-24 Zigaretten/Tag bis zum 75. Lebensjahr10,4 %16,9 %

Wichtig: In der Tabelle oben ist nur Lungenkrebs-Risiko durch Rauchen aufgeführt. Andere Gesundheitsrisiken durch Rauchen wie Rachen- und Kehlkopfkrebs, Asthma oder vorzeitige Hautalterung[7] sind hier nicht berücksichtigt.

Ab welchem Grenzwert ist Radon schädlich?

Bei Radon gibt keinen Grenzwert oder eine „unbedenkliche Dosis“: Medizinische Studien zeigen, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen der Radon-Belastung der Raumluft und dem Vorkommen von Lungenkrebs gibt[8]. Die Frage “Wie gefährlich ist Radon?” lässt sich also einfach beantworten: Je weniger Radon in der Luft ist, desto besser. Gesetzliche Anhalts- oder Grenzwerte sind unter gesundheitlichen Aspekten eher als an Wirtschaftlichkeitsaspekten orientierte Anhaltspunkte zu sehen.

Wo gibt es Radon Gas?

Karte der Raumluft-Messwerte. Quelle: Europäische Komission, DG Joint Research Centre (JRC), Institute for Transuranium Elements, REM Action
Karte der Raumluft-Messwerte. Quelle: Europäische Komission, DG Joint Research Centre (JRC), Institute for Transuranium Elements, REM Action

Radon entsteht praktisch überall im Boden. Die Verteilung ist jedoch regional und lokal unterschiedlich. In manchen Regionen ist die Radon-Konzentration besonders hoch – zum Beispiel im Erzgebirge, Odenwald, Pfälzerwald oder Voralpen. siehe Radon-Karte des BfS.

Radon entsteht durch den radioaktiven Zerfall von Uran. Da Radon ein Gas ist, kann es auch aus großer Tiefe aufsteigen.

Grundsätzlich gibt die Radon-Karte aber keine Auskunft darüber, wie hoch die zu erwartende Radonkonzentration im Gebäude ist. Die Radon-Karte liefert lediglich einen Anhaltswert, wie groß das Risiko für eine bedenklichen Radon-Konzentration der Raumluft ist.

Die Hauptquelle für Radon ist der Erboden, Radon gelangt über den Keller bzw. die niedrigste Etage ins Haus.

Weitere Radon-Quellen im Haus:

  1. Baustoffe, insbesondere Granit, können natürliche, radioaktive Isotope enthalten. Dies kann gehäuft bei Lehm, Ziegeln (-> Ziegel werden aus Lehm gebrannt), Schlacke (als Schüttgut in Zimmerdecken) oder Rotschlamm der Fall. Mehr Informationen finden Sie im Artikel radioaktive Baustoffe.
  2. Trinkwasser. Radon ist Wasser-löslich und kann etwa beim Duschen aus dem Wasser ausgasen. Trinkwasser als Radon-Quelle in Häusern spielt allerdings im Vergleich zu Radon aus dem Baugrund in der Regel eher untergeordnete Rolle.

Welche Gebäude von Radon sind betroffen?

Offensichtliches Radon-Risiko: Poröser Baustoff und offene Fugen im Kellerbreich
Offensichtliches Radon-Risiko: Poröser Baustoff und offene Fugen im Kellerbereich

Es ist unmöglich vorherzusagen, wie hoch die tatsächliche Radonkonzentration ist, da es viele unsichtbare Einflussfaktoren gibt. Grundsätzlich sind alle Arten von Gebäuden gefährdet – egal ob Wohnhaus, Schule oder Lagerhalle.

Sichtbare Risikofaktoren für mögliche hohe Radon-Konzentrationen sind:

  • Hanglage,
  • Keller mit Naturboden,
  • Risse in den Kellerwänden oder nicht-Luftdichte Anschlüsse für Strom oder Wasser,
  • Keller aus Naturstein.

Unsichtbare Risikofaktoren sind zum Beispiel:

  • lokale, geologische Besonderheiten, wie Risse im Boden unter dem Haus,
  • Baustoffe mit hoher Gasdiffusion im Bodenbereich oder
  • unentdeckte Risse oder Spalten hinter Verkleidungen

Diese Besonderheiten führen dazu, dass ein Haus hoch, das Nachbarhaus direkt nebenan kaum belastet sein kann. Eigene meiner Messungen haben selbst innerhalb desselben Hauses signifikante Unterschiede der Radon-Konzentration in einzelnen Räumen ergeben.

Die Erfahrung zeigt auch, dass auch moderne Gebäude ohne erkennbare Risikofaktoren eine erhebliche radioaktive Kontamination der Raumluft haben können. Eine Radon-Raumluftanalyse ist deshalb immer ratsam. Treffen aber einer oder mehrere dieser Risikofaktoren auf Ihre Immobilie zu, dann ist eine Radonmessung sogar dringend angeraten.

Weshalb reichert sich Radon in Gebäuden an?

Gasdichte Folie unter der Bodenplatte - Radon Barriere
Schützt vor Radon: Luftdichte Folie unter der Bodenplatte beim Neubau

In Gebäuden herrscht im Vergleich zur Umgebung immer ein etwas geringerer Luftdruck. Durch den niedrigen Luftdruck dringt (vergleichbar einem Staubsauger) Radon aus dem Boden auch durch kleinste Risse in Wänden oder der Bodenplatte in das Haus ein. Auch Wanddurchbrüche für Strom-, Wasser- oder Telefonanschluss können Eintrittspfad für Radon ins Haus.
Radon kann auch im Haus selbst entstehen[3], siehe Artikel radioaktive Baustoffe. Dies spielt in der Regel aber eine eher untergeordnete Rolle.

Die Radonkonzentration in der Raumluft hängt wesentlich von individuellen Merkmalen der Gebäude und der Geologie ab und kann selbst von Raum zu Raum stark schwanken. Risse im Untergrund des Hauses begünstigen die Ausbreitung von Radon. Radon kann auch mit fließendem Grundwasser transportiert werden.[2]

Radonkonzentration: Maximal in Keller und EG

Die höchste Konzentration ist fast immer im Keller (allgemeiner: in der untersten Etage) vorhanden. Radon verteilt sich von Unten nach Oben durch das Haus, deshalb nimmt die Radonkonzentration mit höheren Etagen ab:

  1. Radon tritt aus dem Erdboden in die unterste Etage ein (das ist meist der Keller).
  2. In den oberen Etagen gibt es in der Regel es eher wenige und schwächere Quellen für Radon Gas. In den oberen Etagen eines Hauses geht mehr Radon durch Lüften oder Undichtigkeiten verloren als hinzukommt.
  3. Radon Gas ist ein sehr schweres Gas. Es benötigt Luftströmung und thermische Durchmischung, damit Radon in die oberen Etagen gelangen kann.
  4. Der Keller ist oft schlechter belüftet als die oberen Etagen.

Eine belüfteter Heizungskeller hat übrigens keine schützende Wirkung: Eigene Messungen haben in ungelüfteten Nebenräumen teilweise 30fach erhöhte radioaktive Strahlung im Vergleich zur Außenluft ergeben.

Radon in energetisch sanierten Gebäuden

Eine Studie aus dem Tessin/Schweiz kommt zu dem Ergebnis, dass eine energetische Sanierung von Gebäuden oft negative Auswirkungen auf die Radon-Konzentration in der Raumluft hat[13], denn durch Sanierung verbesserte Bauwerksabdichtung führt in der Regel zu einer Senkung des Luftaustauschs.[1]. Aus diesem Grund sollten Radon-Schutzmaßnahmen bei der Projektplanung zur Sanierung eines Altbaus mit einbezogen werden.

Radon-Freisetzung durch Erschütterungen an Straßen und Eisenbahnstrecken

Erschütterungen durch Straßen- oder Eisenbahnverkehr begünstigen die Freisetzung von Radon aus dem Boden. Besonders betroffen sind unmittelbare Anlieger von stark befahrenen Straßen und Eisenbahnstrecken.

Stärkere Erschütterungen können (…) erhöhte Konzentration von Radon und stärkere Austritte an die Geländeoberfläche und in Gebäuden verursachen.” (Wissenschaftliche Dienste des Bundestages[16]).

Eine von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) veröffentlichte Studie zeigt, dass im Nahbereich von Straßen oder Eisenbahnstrecken ein Anstieg der Radon-Freisetzung um etwa 10 % im Vergleich zur natürlichen, ungestörten Freisetzung erwartet werden kann.[15]

Die Ursache für die erhöhte Radon-Freisetzung durch Erschütterungen ist bisher (Stand 2019) unklar. Eigene Messungen konnten nicht klären, ob beispielsweise die Schwinggeschwindigkeit des Bodens (“wie stark ist die Erschütterung?”) oder die Kompression des Bodens durch die Last der darüber fahrenden Fahrzeuge / Züge die Ursache für den erhöhten Radon-Austritt ist.

Straßen- und Eisenbahnverkehr kann so indirekt maligne Melanomen und Bronchialkarzinome begünstigen. Bei der Planung von Straßen und Eisenbahnstrecken insbesondere in Radon-Risikogebieten sollte deshalb die erhöhte Radon-Freisetzung teil der Umweltverträglichkeitsprüfung sein.

Anwohner von Straßen und Eisenbahnen sollten bei Planoffenlegungen zu Bauvorhaben überprüfen, ob dies mögliche erhöhte Radonbelastung in der Planung ausreichend berücksichtigt wird und gegebenenfalls einen Einwand formulieren. Diese Überprüfung sollte Teil der Umweltverträglichkeitsstudie sein.

Häufig gestellte Fragen – Radon FAQ

Wie entsteht Radon Gas?

Die Erdkruste enthält natürliche Radionuklide wie Uran-238, Uran-235, Thorium-232 und Kalium-40, die radioaktiv zerfallen. Als Zwischenprodukt der Zerfallsreihe von Uran-238 entsteht unter anderem das radioaktive Edelgas Radon-222 (Halbwertszeit 3,8 Tage)[4]. Im Gegensatz zu anderen radioaktiven Elementen ist Radon gasförmig, deshalb kann es aus der Tiefe im Boden in die Atmosphäre entweichen. Im Freien verteilt es sich schnell und stellt keine große Gefahr dar.

Wie riecht Radon?

Radon riecht überhaupt nicht. Radon ist außerdem unsichtbar, es hinterlässt auch keine Spuren (z.B. keine Staubschicht) und es verursacht keine kurzfristig spürbaren gesundheitlichen Folgen (wie zum Beispiel Kopfschmerzen oder Übelkeit). Der typische Kellergeruch hat nichts mit Radon zu tun – Kellergeruch tritt völlig unabhängig von Radon Gas auf.

Wer misst Radon?

Eine Radon Messung können Sie von einem Radon-Experten oder Radon-Gutachter als Dienstleister durchführen lassen. Sollten Sie auf der Suche nach einem Dienstleister sein, dann kontaktieren Sie mich bitte.

Eine Radon Messung können Sie aber auch ganz einfach selbst durchführen:

  • Für eine Radon-Messung im privaten Umfeld sind keine besonderen Kenntnisse erforderlich. Ein Radon Messgerät können Sie mieten (ab ca. 30-40 Euro) oder kaufen (je nach Gerät ab ca. 180 – 300 Euro). Bei einem Radon-Messgerät zur Miete liegt jedem Messgerät eine Anleitung bei, die anschaulich erklärt, wie eine Messung durchzuführen ist und was die Messergebnisse bedeuten.
  • Bei gewerblich genutzten Immobilien oder wenn Sie im Auftrag Dritter handeln, dann ist vor Messung eine kurze Beratung empfehlenswert.

Wo kommt Radon vor?

Radon kommt nahezu überall vor. Verallgemeinert kann man sagen: In Deutschland nördlich der Mittelgebirge gibt es eher etwas weniger Radon im Boden, in den Mittelgebirgen und im Süden eher mehr.

Radon Messung

Wo entsteht Radon?

Die wesentliche Quelle für Radon ist der Erdboden. Radon aus dem Boden verursacht ca. 80-90 % üblichen Radon-Belastung von Menschen.

Radon ist auch Wasser-löslich. Das bedeutet, auch Trinkwasser kann Radon ins Haus transportieren. Ist dies der Fall, dann steigt die Radon-Konzentration in der Raumluft nach zum Beispiel dem Duschen messbar an.

Um Radon im Wasser durch Messung der Radon-Konzentration in der Raumluft nachweisen zu können, wird ein schnelles Radon-Messgerät benötigt. Geeignet ist etwa das RadonEye RD 200.

Ebenso wie Trinkwasser kann auch Quellwasser radonhaltig sein. Da Quellwasser aber oft nicht in geschlossenen Räumen Verwendung findet und eher selten als Trinkwasser genutzt wird, sind die gesundheitlichen Auswirkungen von Radon in diesem Fall eher gering.

Weshalb Radonmessung?

Hierfür gibt es zwei Gründe:

  • Eine Messung ist die einzige Möglichkeit, die tatsächliche Radon-Konzentration zu erkennen.
  • Eine Radon Messung schafft Bewusstsein: Wenn Sie aufgrund einer Messung die mittlere Radon-Konzentration Ihres Hauses kennen, dann können Sie durch angemessene Schutzmaßnahmen vor Radon oder (sich manchmal automatisch ergebende) Verhaltensweisen Ihre persönliche Radon-Exposition wesentlich verringern.

Wie schützt man sich vor Radon?

Es gibt viele einfache und teilweise annähernd kostenlose Lösungen – in manchen Fällen sind diese aber nicht ausreichend. Welche Lösung bzw. welche Kombination von Lösungen “die beste” ist, kann nicht allgemein gesagt werden, da dies von Fall zu Fall verschieden ist.

Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel:

  • Radonbrunnen bzw. Luftbrunnen (Radon aus dem Erdboden absaugen)
  • Abdichten von Rissen und Anschlüssen in Erd-berührenden Gebäudeteilen, versiegeln von Kellerboden und Kellerwände
  • systematisches Lüften (Radon aus dem Haus heraus befördern)
  • Belüftung des Kellers oder der niedrigsten Etage (über Lüfter, mit und ohne Wärmetauscher).
  • Raum-Umnutzung
  • Abdichten des Kellers gegen das verbleibende Gebäude,

Bei Altbauten sind dafür eventuell Fördergelder der KfW erhältlich, die auch günstige Baufinanzierungen für Neubauten anbieten, wie das Immobilienportal berichtet (besten Dank für Jessica T. für diesen Tipp!). Wer ein neues Haus bauen möchte und dabei von vorneherein einen sinnvollen Schutz vor Radon betreibt, kann kostenaufwändige Sanierungsarbeiten in der Zukunft natürlich vermeiden.
Bevor Sie Arbeit und Geld investieren, sollten Sie mögliche Maßnahmen, Nutzen und Kosten abwägen. Bei der Raumbelüftung können Sie durch eine provisorische Installation abschätzen, wie wirksam diese Maßnahme ist – ohne viel Geld zu investieren oder Löcher zu bohren.

Ist eine Schweißbahn gegen Feuchtigkeit auf dem Kellerboden Schutz gegen Radongas?

Ja! Maßnahmen gegen Hochwasser oder Feuchtigkeit im Keller sind meistens gleichzeitig ein Schutz gegen Radon. Ein eventuell vorhandenes Problem wird dadurch nicht mit Sicherheit beseitigt, aber zumindest ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine eventuell vorhandene problematische Kontamination der Raumluft reduziert wird.

Was bedeutet das für mich, wenn ich in höherer Radon Belastung im Keller gearbeitet habe?

Radon wirkt vergleichbar wie das Rauchen. Die gesundheitlichen Folgen kommen langfristig. Ein paar Tage in Radon-reicher Atmosphäre arbeiten ist zwar unvorteilhaft, aber kein Grund zur Sorge. Schlimmer ist es, wenn Sie z. B. über Jahre hinweg die Radonhaltige Luft inhalieren.

Verstrahlt Radon im Keller gelagerte Lebensmittel oder Wein radioaktiv?

Radon-Zerfallsprodukte können sich auf der Oberfläche von Lebensmitteln absetzen – dies ist aber ein untergeordnetes Problem:

  1. Im Gegensatz zur Inhalation in die Lunge werden radioaktive Radon-Zerfallsprodukte nicht auf oder in den Lebensmitteln angereichert
  2. Da Radon-Zerfallsprodukte eine verhältnismäßig kurze Halbwertzeit haben, ist keine bedenkliche radioaktive Kontamination auch bei längerer Lagerung möglich.

Bei verpackten Lebensmitteln wie Wein ist außerdem kein Kontakt zur Raumluft gegeben, sodass das Lagern von Nahrungsmitteln im Keller bedenkenlos möglich ist.

Radon im Altbau: Was können wir tun?

Solange eine Messung nicht beendet ist, ist es schwer etwas zu empfehlen.
Was Sie aber vorab tun können / als Sofortmaßnahme meistens ausreichend:

  1. Lüften Sie kurz durch, bevor Sie sich länger in den unteren Etagen
    aufhalten. Sie müssen nicht lange lüften – ein kurzer Durchzug und Radon ist für die nächsten Stunden passé.
  2. Lüften Sie Wohnräume mindestens 2-mal am Tag – besser dreimal.
    Auch hier gilt: Kurzer Durchzug genügt!

Lassen Sie sich vom „Altbau“ nicht abschrecken – auch ein Neubau reichert Radon an!

Sind die Radon-Zerfallsprodukte Nano-Partikel oder Feinstaub?

Laut der Wikipedia-Definition ist ein Nanoteilchen ein Verbund “… von einigen wenigen bis einigen tausend Atomen oder Molekülen“. So gesehen sind Radon und Radon-Zerfallsprodukte per Definition keine Nano-Partikel (da sie einatomig sind, Nanoteilchen sind mehratomig).

Beim Zerfall eines Radon-Atoms entsteht ein Polonium-Atom, gefolgt von einem Blei-Atom. Da das Polonium- bzw. Blei-Atom nicht elektrisch neutral ist (Ion), verbindet es sich schnell mit dem “nächstbesten” Teilchen in der Luft: Das können Nanopartikel oder Feinstaub sein, oder auch größere Partikel – wie ordinärer Hausstaub.

Radon und Radon-Zerfallsprodukte vergrößern deshalb auch nicht die Anzahl der Teilchen pro Kubikmeter Raumluft. Es entsteht also kein zusätzlicher Feinstaub durch Radon. Radon (bzw. seine Zerfallsprodukte) machen aber Hausstaub und Feinstaub gesundheitsschädlicher, da den Feinstaub oder Hausstaub mit radioaktiven Isotopen kontaminieren.

In welcher Höhe muss das Ende des Zuluftrohrs einer Kontrollierten Wohnraumlüftung (KWL) vom Boden entfernt sein?

Die Erdatmosphäre enthält -mehr oder weniger konstant- eine natürliche Radioaktivität durch Radon und seine Folgeprodukte von 10-15 Becquerel/m3. In der untersten Luftschicht ist zwar die Luft-Radioaktivität am größten, aber durch die selbst bei ruhigem Wetter vorhandene Luftbewegung / Turbulenz ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich im Freien problematische Konzentrationen bilden können.

Ich habe keine Studien zum Beleg oder Richtlinien, die ich nennen könnte und die eine Mindest-Höhe des KWL-Ansaugrohres vorgeben.

Aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen: Solange Sie mit Ihrem Ansaug-Rohr nicht
a) absurd dicht über dem Erdboden die niedrigste Luftschicht oder
b) direkt aus der Erde Luft ansaugen (auch das gibt es!),
sehe ich in Puncto Radon-Belastung durch die Zu-Luft keine Probleme bzw. Radon nicht als zu berücksichtigenden Faktor bei der Wahl der Höhe des Ansaug-Rohres.

Bitte beachten Sie, dass auch nachträgliche bauliche Veränderungen am Haus (z.B. Austausch von Fenstern oder luftdichte Sanierung des Daches, aber auch der Betrieb einer KWL) durch veränderten Innen-Luftdruck und veränderte Luftwechselrate Einfluss auf die Radon-Konzentration und damit den Luft-Schadstoffgehalt im Wohnraum haben.

Was ist eine “Radon-Therapie”?

Radon Gas kann auch Nutzen haben: Bei der Radon-Therapie (auch Radonbad, Radonkur oder Radoninhalationskur) werden Stollen mit hohen Radonkonzentrationen genutzt, um Rheumaleiden, Morbus Bechterew, Asthma, chronische Bronchitis oder Schuppenflechten zu behandeln. Die therapeutische Wirkung ist zwar nur teilweise bekannt, als gesichert gilt aber, dass die von Radon und seinen Folgeprodukten beim radioaktiven Zerfall entstehende Alphastrahlung bei den getroffenen Zellen den Zelltod auslöst, wodurch entzündungshemmende Botenstoffe freigesetzt werden.

Belastet die Radon-Therapie den Körper?

Nach meinem Kenntnisstand (ich bin Ingenieur – kein Mediziner!) sieht die Sache so aus:
Radon belastet in erster Linie die Lunge und ist nach dem Rauchen die Haupt-Ursache für Lungenkrebs (-> “kleinzelliges Bronchialkarzinom”) sowie die Haut (-> “Malignes Melanom”). Dies sind die Nebenwirkungen einer Radon-Exposition.
Die positiven Wirkungen zum Beispiel bei Rheuma sind ebenso erwiesen wie die negativen Wirkungen. Deshalb ist es ratsam, die Risiken und den Nutzen abzuwägen und ein Radon-Bad oder den Aufenthalt in einem Radon-Stollen nur zu therapeutischen Zwecken zu nutzen.

Meine Meinung dazu: Die positiven Effekte von Radon können medizinisch gezielt genutzt werden – ohne vernünftigen Grund rate ich von einer unnötigen Radon-Exposition absolut ab!

Gesundheitliche Risiken wie das zusätzliche Lungenkrebs-Risiko der Radon-Therapie wird seit Ende 2012 vom Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt untersucht.[5] In jedem Fall sollte der Nutzen der Radon-Therapie mit dem Risiko durch Radon-Inhalation abgewogen werden.

Quellen

[1] Artikel Radonbelastung, de.wikipedia.org, ausgelesen am 29.11.2012.

[2] Bundesamt für Strahlenschutz: Radonausbreitung im Boden, ausgelesen am 04.12.2012.

[3] Holger Dambeck: Forscher warnen vor Strahlung in Lehmhäusern, Spiegel online, Datum: 18. April 2012, aus spiegel.de, ausgelesen am 29.11.2012.

[4] Bundesamt für Strahlenschutz: Einführung in Radon, ausgelesen am 03.05.2013.

[5] Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 17.2.2013, Nr. 7, Seite 66.: “Es gibt sie doch, die gute Radioaktivität”

[6] Lungenkrebs durch Radon, Helmholtz Zentrum München.

[7] Rauchen: Risikofaktor für Krankheiten, Wikipedia-Artikel Tabakrauchen, ausgelesen am 29.05.2013.

[8] Umweltmedizinischer Informationsdienst Ausgabe 3/2000, Seite 3:. Lungenkrebsrisiko durch Radon in Wohnungen – derzeitiger Kenntnisstand aus epidemiologischen Studien Herausgeber: UBA, RKI, BgVV, BfS

[10] Stiftung Warentest Bedrohung aus der Tiefe Heft 12/2000, Seite 48. Dieser Artikel ist auch online verfügbar.

[11] Effects of Radon and UV Exposure on Skin Cancer Mortality in Switzerland. Swiss Tropical and Public Health, Diese Studie wurde im Juni 2017 veröffentlicht und online verfügbar.

[12] Stiftung Warentest Bedrohung aus der Tiefe Heft 12/2000, Seite 48. Dieser Artikel ist auch online verfügbar.

[13] Umweltmedizinischer Informationsdienst Ausgabe 3/2000, Seite 3:. Lungenkrebsrisiko durch Radon in Wohnungen – derzeitiger Kenntnisstand aus epidemiologischen Studien Herausgeber: UBA, RKI, BgVV, BfS

[14] Artikel “Radon-Hotspot” Graubünden, suedostschweiz.ch – “Mein Regionalportal”, ausgelesen am 05.03.2014.

[15] IAEA Veröffentlichung “The influence of mechanical vibrations of railway and car traffics on the radon exhalation using track detector technique“, B.M. Moharram, Physics and Engineering Mathematics Department, Faculty of Engineering,” Universität Tanta, Ägypten. [16] Wissenschaftliche Dienste des Bundestages “Grubenwasserflutung im saarländischen Bergbau“, WD 8 – 3000 – 021/18

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